03.04.2010
Von
Paul Soldner D.Z. Buchdorf
Sie ist das, was man gemeinhin als Energiebolzen bezeichnet. Ist eine
Frau, die gerne und vor allem herzhaft lacht. Und sie ist eine, deren
hohe Sensibilität häufig in einer kumpelhaften Schale verpackt ist:
Erna Dirschinger. Zusammen mit ihrer Mutter Maria Eisenwinter bildet
sie den Buchdorfer Zwoigsang - ein überaus erfolgreiches und über
die Region hinaus bekanntes Duett, das mittlerweile sein 30. Jubiläum
feiern kann. Und fragt man sie, wie lange sie noch weitermachen,
antwortet Erna Dirschinger schlicht: „Wir wollen weiterhin unsere
Spuren hinterlassen ... so lange es halt geht und der liebe Gott uns
lässt. Als
Elfjährige an der Orgel Mutter
(Jahrgang 1935, Sternzeichen Waage) und Tochter sind waschechte
Buchdorfer „und sind es auch geblieben“, wie sie unisono
versichern. Erna ist die älteste der insgesamt fünf Geschwister.
Seit rund eineinhalb Jahrzehnten arbeitet sie als Therapeutin und
Dozentin in der Stiftung St. Johannes Schweinspoint, so sie auch den
dortigen und einst von ihr gegründeten Heimchor leitetet. Doch
zurück zu den Wurzeln. Schon als Elfjährige hat Erna Dirschinger
(Jahrgang 1956, Sternzeichen Stier) in ihrem Heimatort die
Kirchenorgel gespielt. Ihren ersten Auftritt als Sängerin, gemeinsam
mit der Mutter, hatte sie bei einer Trauung: im Oktober 1979 in
Donauwörth, wo ein Cousin heiratete. Dort wurden sie auch von Luise
Brandl (Amerbach) angesprochen - und gründeten zusammen den
„Donau-Rieser Dreigesang“. In einer Notiz der Heimatzeitung vom
1. April 1980 wird berichtet, dass sie eine Passionsfeier in der
Heilig-Kreuz-Kirche gestalteten, die von Pater Illig zelebriert
wurde. Nachdem
die Besetzung des Trios häufig wechselte - mal gehörte Erika Lux
(Buchdorf), mal Ida Rau (Ebermergen), mal ihre Schwester Manuela
Eisenwinter dazu - „haben wir uns einfach entschlossen, nur noch
als Duo aufzutreten“, erzählt die Sopranistin im Gespräch mit
unserer Redaktion. Mutter Maria singt Alt und beide - grundsätzlich
- ohne Mikrofon. Sie haben im Laufe ihres Tuns Kassetten mit
Volksliedern aufgenommen, ebenso CDs. Und noch eines gehört zu ihren
Markenzeichen: „Mama und mir widerstrebt es, mit Notenblatt,
Notenständer und sonstigem ‚Zubehör‘ aufzutreten.“ Das
gesamte Liedgut - kirchlich, volksmusikalisch und auch zur
Unterhaltung - werde auswendig gelernt. Wenn
sie die zurückliegenden drei Jahrzehnte Revue passieren lassen, so
haben sie „viel vom Leben gesehen“, in allen Facetten, in allen
Dialekten unseres Landes. Das bedeutete auch, auf den Landstraßen
unterwegs zu sein. Denn sie haben gesungen in der Wieskirche, bei der
Eröffnung der Allgäuer Festwochen, auf Landesgartenschauen, bei der
Landkreisausstellung, bei Trachtenbezirksfesten, bei
Neujahrsempfängen, bei Ordensverleihungen, bei Hochzeiten, Taufen,
Beerdigungen, Weihnachtsfeiern, Festumzügen, Faschingsfeiern,
Wahlveranstaltungen, Vereinsfesten, Kreuzeinweihungen, Geburtstagen,
Behindertenaktionen in ganz Bayern. Traten auf in Kindergärten,
Altenheimen, in Kathedralen und Kapellen, zur Christmette und bei der
Karfreitagsliturgie, bei Volksmusikantentreffen und bei klassischen
Konzerten, bei Bergmessen, Feldgottesdiensten und Wallfahrten, im
Rundfunk und an Kranken- und Sterbebetten. Auf vielen „Brettern“
seien sie gestanden, in großen Festsälen, in verrauchten
Wirtschaften ebenso wie in Gemeindehäusern und auf Fußballplätzen,
in Ausstellungshallen und Garagen, in Schulen und bei unzähligen
Familien daheim in der „guten Stube“. Wegen ihres Engagements
sind sie übrigens 2007 mit dem Bundesverdienstorden geehrt worden. Mühseligkeiten
vergessen Erna
Dirschinger (Mutter von vier Söhnen) und Maria Eisenwinter
(sechsfache Urgroßmutter) freuen sich über jede neue Begegnung und
Herausforderung - „eines darf man nämlich nie vergessen, wir sind
nur so gut, wie unser Publikum“. Wenn
es gelingt, dass die zwischenmenschlichen Schwingungen auf Sympathie
eingestellt sind, „dann erfüllt es uns selber mit großer Freude
und lässt uns all die kleinen Mühseligkeiten schnell vergessen, die
‚das Singen außer Haus natürlich auch mit sich bringt.“ Das sei
letztlich mit das große Geheimnis ihrer Geschichte - der Spruch
„Geteilte Freude ist doppelte Freude“.
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